Frank Baumann

Frank Baumann – Bürgermeister und Plattschnacker

„ Plattdeutsch bedeutet, stolz zu sein auf meine Heimat.“ Frank Baumann

Frank Baumann ist Bürgermeister der Gemeinde Krummhörn. Für ihn ist Plattdeutsch ein fester Bestandteil seines täglichen Lebens, etwas, das seine Heimat ausmacht. Und  zugleich ein Teil dessen, mit dem er den Stolz, den er für seine Heimat empfindet, ausdrücken kann.

Für ihn ist es wichtig, das Plattdeutsche in jeden Bereich seines Lebens zu integrieren. „Wenn wir es nicht leben, wenn wir es also nicht im täglichen Gebrauch sprechen, […] dann wird diese Sprache immer mehr aussterben.“ Aus diesem Grund hatte er sich im Privaten dazu entschieden, mit seinen eigenen Kindern Platt zu sprechen, während seine Frau mit ihnen Hochdeutsch gesprochen hat. Auch Kritik durch Bekannte änderte dies nicht.

„Besser gutes Platt als holpriges Hochdeutsch.“ Hat er oft zu den Grosseltern gesagt, wenn sie die Kinder auf Hochdeutsch ansprachen. Inzwischen sprechen sie in der Familie beide Sprachen, so, wie es gerade passt. Plattdeutsch ist für ihn eine emotionalere Sprache, die es erlaubt viele Sachen besser als im Hochdeutschen auszudrücken. Mit einem Lächeln ergänzt Baumann schliesslich: „Schimpfen geht auf Platt besser.“

Das Recht die eigene Sprache, zu sprechen

Der tägliche Gebrauch ist jedoch nicht selbstverständlich. Gerade mit Menschen, die erst später nach Ostfriesland gezogen sind, gibt es oft Verständigungsprobleme, wie er erzählt.  In seiner Tätigkeit als Bürgermeister kommt Frank Baumann öfter mit Zugezogenen in Kontakt. Oft hört er die Beschwerde, dass die Menschen in der Umgebung eine komische Sprache sprechen würden, wodurch man nichts versteht.

„Sie glauben gar nicht, wie stolz ich darauf bin, dass wir so eine Sprache sprechen und dass wir das Plattdeutsche auch noch leben“, ist sie Antwort darauf. Die Gemeinde Krummhörn hat diese Verständigungsprobleme  bemerkt und bietet inzwischen Plattdeutschkurse für Zugezogene an. Plattdeutsch zu sprechen ist in der Gemeinde ein Bedürfnis. Gleichzeitig ist es für Herrn Baumann selbstverständlich, dass diese Sprache zu den Menschen und ihrer Heimat gehört und dass man stolz darauf sein kann.

Plattdeutsch im Rathaus

Die Mitarbeiter der Gemeinde Krummhörn tun viel, um die plattdeutsche Sprache einen Platz zu geben. Wenn man das Rathau

s betritt, wird man auf Plattdeutsch begrüsst. Sollte es jemand nicht verstehen, wechseln die Mitarbeiter die Sprache einfach, erklärt der Bürgermeister. Auch untereinander sprechen die Kollegen Plattdeutsch: Ausschusssitzungen, Ratssitzungen, Verwaltungssitzungen und Diskussionen finden grösstenteils auf Platt statt. Eine Ausnahme bilden hier Vorlagen, die verlesen werden müssen und allgemein Dokumente.

Zwar gibt es die Möglichkeit, Dokumente auch auf Plattdeutsch anfertigen lassen, doch dies schliesst Baumann aus. Auch wenn es eine einheitliche Schreibweise gibt, fällt es vielen schwer, Plattdeutsch zu lesen. Die Sprache variiert stark zwischen den einzelnen Dörfern und die meisten Plattsprecher sind das lesen ihrer Sprache nicht gewohnt. Wenn er zwischendurch interne E-mails in Platt verfassen würde, brauchen sprachsichere Kollegen manchmal eine halbe Stunde zum Lesen des Schriftstücks. Bei offiziellen Dokumenten wäre dies wahrscheinlich nicht anders.

Kein einfacher Kampf

Um die Sprache zu erhalten, die ihm am Herzen liegt, war Frank Baumann Plattdeutschbeauftragter und arbeitete mit der Ostfriesischen Landschaft zusammen. Dass das Bewusstsein für das Plattdeutsche heute grösser sei als früher, verdanke man der Ostfriesischen Landschaft und ihrer Arbeit. Er innert sich daran, dass man versucht habe, die Sprache fest in die Schule zu integrieren. Dies bringt laut Frank Baumann aber nichts, wenn niemand sie ausserhalb benutzt.

Dennoch sieht er auch positives. Gerade in Schulen, wenn er mit Jugendlichen über Bewerbungsunterlagen spricht, fragt er immer wieder: „Wie sieht’s denn mit Plattdeutsch aus?“ Erfreulicherweise antworten die Jugendlichen dann oft, dass sie durchaus ein bisschen mit ihren Freunden sprechen. Es reiche bestimmt nicht immer für ganze Unterhaltungen, so Baumann, aber ein paar Slangs gehören bei den Jugendlichen dazu.

 

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